Limonaia La Malora: einer der letzten typischen Zitronengärten am Seeufer
Der Gardasee-Landschaft zeigt sich in vielen faszinierenden Fassetten. Besonders bei einer Schiff- oder Bootsfahrt auf dem See mit Blick auf die so unterschiedlichen Uferlandschaften, überwältigt fast die Vielfalt der Eindrücke. Die Natur an sich ist schon großartig, doch ziehen auch viele gebaute Strukturen die Blicke an und machen neugierig. Was hat es beispielsweise denn auf sich, mit den steinernen Säulen, die vor allem am Westufer in Gargnano, in Limone und auch in einigen anderen Orten zu sehen sind? Die in Gruppen, in geometrischen Reihen, auch direkt in den Ortschaften stehen. Nein, es sind keine Götter geweihten Objekte aus grauen Vorzeiten. Doch künden auch sie vom Vergangenem. Sie erzählen die Geschichte der Zitronengärten am Gardasee, der Limonaie, in denen Zitronen angebaut wurden, bis Ende des 19. Jahrhunderts sich der Anbau nicht mehr lohnte.


Limonaia – Zitronenanbau „hoch im Norden“ am Gardasee
Bei Zitronen, die wie man annimmt, aus China und Indien stammen und die mit den Arabern nach Europa kamen, dachte man früher eher an das sonnendurchflutete Sizilien als an den Gardasee. Und doch begannen im 13. Jahrhundert Mönche des Klosters des Hl. Franziskus in Gargnano, die ersten Zitrusfrüchte zum Anbau von der ligurischen Küste zu holen. 200 Jahre später war das südliche Westufer geprägt durch Zitronenplantagen. Zwar ist das Klima vor allem am südlichen Gardasee mediterran, doch mussten die sonnenverwöhnten Früchte im Winter vor den kalten Nordostwinden geschützt werden. Dazu diente die charakteristische Zitronenplantage, die Limonaia: Am Hang von drei Seiten von Steinmauern umschlossen, die in Reihen stehenden hohen Steinpfähle trugen eine hölzerne Dachkonstruktion, die in den kühleren Jahreszeiten aufgelegt wurden. Die zum See zeigende offene Front wurde mit mobilen Holzwänden mit großen Fenstern verschlossen. In diesem „Gewächshaus“ konnten die empfindlichen Früchte auch in diesen Breitengraden, den nördlichsten Europas und vielleicht der Welt, weiter gedeihen. So archaisch wie raffinert ist auch das Bewässerungssystem. Der Schwerkraft folgend, fließt Wasser in steinernen und dann in hölzernen Kanälen zu den einzelnen Bäumen auf der terrassierten Fläche. Angebaut wir mit der Sorte „Madernina“ ein am Gardasee heimische Zitronenart mit dünner, sehr aromatischer Schale, der Saft ist nicht so süß wie der jener Zitronen aus dem italienischen Süden.
Acht Millionen Zitronen aus Gargnano
Das Zentrum des Zitrusfrüchte-Anbaus am Gardasee lag in Gargnano, die Hälfte der Anbaufläche von rund 48 Hektar um die Jahre 1850 bis 1855 war hier konzentriert. Allein in Gargnano wurden in dieser Zeit über acht Millionen Zitronen pro Jahr produziert. 50 Jahre später war der Boom vorbei und damit auch die Zeit der Limonaie. Sie verfielen oder wurden in Gärten umgewandelt. Nur die pittoresken steinernen Stelen erinnern ab und zu noch an diese besondere Form des Zitrus-Anbaus. Vielleich ist die Limonaia La Malora in Gargnano die letzte ihrer Art und der Besuch der kleinen Plantage lohnt sich sehr. Vater und Sohn Gandossi, Giuseppe und Fabio, betreiben die Limonaia, die rund 20 000 Zitronen im Jahr bringt. Fabio Gandossi führt Interessierte gerne durch die Limonaia am Hang über dem Gardasee, die seit über 400 Jahren existiert, und er zeigt auch die besonderen alten Anbaumethoden und zudem die weitere Verarbeitung der am Zitronensäure reichen Früchte: Es entstehen Zitronensirup, Marmeladen und Liköre, der Zitronenlikör Limoncello, hier im italienischen Norden auch Limoncino genannt, ist weltbekannt.
„Es war aufwendig, die Zitronenplantage wieder auferstehen zu lassen, auch weil ich der Tradition folgen wollte: Beim Aufbau, bei den Böden, den Mauern, den Säulen, bis hin zu den Bewässerungskanälen“, sagt der jüngere Gandossi.
Limonaia La Malora, Via Libertà, 2 – 25084 Gargnano (BS)
Fabio Gandossi
E-Mail: limonaialamalora@libero.it
Öffnungszeiten:
Vom 1. März bis zum 31. Oktober täglich geöffnet von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr
geschlossen am Dienstagmorgen und Sonntagnachmittag
Geführte Touren sind auch außerhalb dieser Öffnungszeiten nach vorheriger Vereinbarung möglich
Vom 1. November bis zum 28. Februar müssen Besichtigungen vorher vereinbart werden.
Eintritt: 5 Euro
